Um euch
vorzustellen wie ich meine Unterteilung vornehmen werde, muss ich erst noch
einen wichtigen weiteren theoretischen Exkurs machen. Diesmal in die Welt der
Zeitung. Bisher habe ich für meine Forschungsarbeit nichts zu Zeitung
geschrieben. Das soll sich heute ändern. Zur besseren Übersicht habe ich die
Theorie in drei kleine Blöcke eingeteilt:
1. Zeitungen - was ist das?
Die grundlegendsten Merkmale und Eigenschaften einer Zeitung
sind die folgenden. (vgl. Groth, 1960, S. 102ff., Trost &
Schwarzer, 2012, S. 22f.; Seeger & Pittelkow, 2011, S. 19)
- Universalität (Offenheit für alle Lebensbereiche)
- Periodizität (regelmäßiges Erscheinen)
- Publizität (Zugänglichkeit)
- Aktualität (Gegenwartsbezogenheit)
- Außerdem spielt der entgeltliche Vertrieb eine große
Rolle
Zusammengefasst bedeutet das: Die Zeitung richtet sich an die breite
Öffentlichkeit, hat keine Beschränkung auf ein bestimmtes Themengebiet, bietet
zeitnahe Berichterstattung und erscheint regelmäßig.
Um noch drei
kurze, bestätigende und erweiternde Zitate in den Raum zu werfen:
- Zeitungen
enthalten „kontinuierliche und universelle Berichterstattung über tagesaktuelle
Nachrichten, wichtige Zusammenhänge und relevante Hintergründe“ (Trost &
Schwarzer, 2012, S. 17).
- „Als herkömmliches Medium zur Speicherung von Information weist die
Zeitung ein breites Spektrum an räumlicher, sachlicher und zeitlicher
Mobilität, Regionalisierbarkeit und Möglichkeiten zur Variation auf“ (Seeger
& Pittelkow, 2011, S. 19).
- >Eine
Zeitung ist eine „regelmäßig, meist täglich erscheinende Druckschrift mit
Nachrichten und Meinungen vor allem aus Politik, Wirtschaft, Kultur
(Feuilleton) und Sport sowie einem Unterhaltungs- und Anzeigenteil.“
(Dreiskämper, S. 6)
Die Zeitung hat für ihre Leser eine Art Orientierungsfunktion, die es ihnen
ermöglicht, durch Einordnung von Themen als „aktuell“ sich im Alltag
zurechtzufinden und Hintergründe und Zusammenhänge zu erfassen (vgl. Schönbach,
1995, S. 340). Der vielfältige Inhalt wird in Rubriken eingeordnet und
dargestellt, wodurch der Leser die unterschiedlichen Inhalte grob sichten kann
und somit für sich feststellen kann, welche Informationen für ihn lesenswert
sind (vgl. Scholz, 2001, S. 29). Außerdem sollte eine Zeitung dem Prozess der demokratischen
Meinungs- und Willensbildung dienen, wichtige Informationen und Inhalte liefern
und Meinungen multiplizieren. Sie gilt als der älteste Vertreter von
traditionellen Massenmedien (vgl. Trost
& Schwarzer, 2012, S. 21f.). Im Vergleich zu den anderen traditionellen
Massenmedien wie Rundfunk und Fernsehen, konzentriert sich die Zeitung nicht
primär auf unterhaltungsorientierte Inhalte, sondern auf ein
informationsorientiertes Angebot (vgl. Droste 1993, S. 17), wodurch ihr höhere
Glaubwürdigkeit und mehr Seriosität attestiert wird (vgl. Hippler, 2009, S. 136).
EDIT: Nachtrag! In den Kommentaren unter diesem Beitrag habe ich ausführlich mit Nils darüber diskutiert ob Anzeigenblätter oder Kundenzeitungen zu Zeitungen gehören oder nicht. Da wir mehr oder weniger zu dem Entschluss gekommen sind, dass sie davon ausgegrenzt werden, führe ich die beiden Zeitungen/Zeitschriften in meinem Beitrag nicht mit auf. Gründe für die Abgrenzung und weitere Definitionen könnt ihr aber gerne im Kommentar-Bereich nachlesen.
2. Zeitung ist nicht gleich Zeitung:
Unterscheidungen
- Erscheinungsweise: Morgen-, Abend-, Tages- und
Wochen-Zeitung
- Vertriebsart: Abonnement-Zeitung und Straßenverkaufs-Zeitung
- Verbreitungsgebiet: Lokal-, Regional-, Überregional
(Unterteilung nach Trost & Schwarzer, 2012, S. 24 und Dreiskämper, S. 6)
Man unterscheidet bei der Erscheinungshäufigkeit zwischen Tages, Wochen und
Sonntagszeitungen. In meiner Forschung berücksichtige ich aber nur
Tageszeitungen. Eine weitere Unterscheidung, die für meine Untersuchung noch
bedeutsam ist, bezieht sich auf das Verbreitungsgebiet. Hierbei wird zwischen
Überregionalen, regionalen und lokalen Zeitungen unterschieden. Die
Vertriebsart spielt bei meiner Untersuchung keine Rolle und wird vernachlässigt
Daher stelle ich nur die eine Unterteilung genauer vor (vgl. Wirtz, 2001,
S. 138 & vgl. Dreiskämpfer, S. 6ff.)
Überregional:
- bundesweit verfügbar
- Überregionale Verbreitungsschwerpunkt (Absetzung von mindestens 20% der
Auflage außerhalb vom Kernverbreitungsgebietes);
- meist gleichzeitig Regionalzeitung
- Redaktionelles Angebot ist umfangreiches
- Nationale und Internationale Berichterstattung
- gibt nur relativ wenige deutsche überregionale Tageszeitungen (die
bundesweit genutzt und wahrgenommen werden)
Regional:
- erscheinen nur in bestimmtem Gebiet à regionaler Verbreitungsschwerpunkt
- redaktionelles Angebot ist eingeschränkt
- Schwerpunktmäßig werden Themen der Region behandelt, die im (regionalen) beziehungsweise
für das Verbreitungsgebiet relevant sind, sprich standortbezogene Themen
- in beinahe jedem Landkreis existiert mindestens eine Regionalzeitung
Lokal:
- Lokaler Verbreitungsschwerpunkt
- Redaktionelles Angebot ist stärker eingeschränkt
- Behandelt hauptsächlich Themen der Lokalredaktion (beispielweise
Ortschaft oder Gemeinde)
- Der Mantel (überregionale Teil der Zeitung) wird meist von größeren Regionalzeitungen
bezogen
- in fast jeder Stadt vorhanden, dadurch: relativ geringe Auflagenzahl
Der Einfachheit halber und weil größere Regionalzeitungen oft kleinere
Lokalzeitungen mitunterhalten möchte ich in meiner Forschung diese beiden
Verbreitungsmöglichkeiten zusammenziehen und als eine behandeln. Ohnehin ist
das Verbreitungsgebiet der Zeitungen zum Teil sehr unterschiedlich groß wodurch
eine Lokalzeitung auch mal die gleiche Reichweite wie eine Regionalzeitung
anderswo haben kann (vgl. Dreiskämpfer, S.6ff.)
3. Zeitungen und Internet
Wenn wir schon das Thema „Zeitung“ behandeln soll in Bezug
zu meinem Forschungsthema auch noch ein kurzer Schwenk in Richtung Internet und
Zeitungen allgemein vorgenommen werden:
Seit es das Web 2.0 gibt, gilt die Zeitung nicht mehr die einzige
Informationsquelle. Das Web2.0 hat einen starken Einfluss. Das Internet hat die
Medienbranche bisher so sehr beeinflusst wie kein anderes Medium. So entstanden und entstehen durch das
WWW nicht nur neue Technologien, sondern auch das medientechnische und –
ökonomische Umfeld der traditionellen Massenmedien, also auch der Zeitung,
wurde und wird nachhaltig verändert (vgl. Trost & Schwarzer, 2012, S. 27ff.).
Die folgende
Definition verdeutlicht, welche extremen Umwandlungen nun möglich, zum Teil
auch notwendig sind: „Alle traditionellen Massenmedien zeichnen sich durch
eine lineare Übermittlung der Informationsbotschaft aus, bei der keine
unmittelbare und direkte persönliche Interaktion zwischen Sender und Rezipient
gegeben ist“(Kübler 1994, 59-66).
Durch das Internet hat jedes traditionelle
Massenmedium als auch die Zeitung die Möglichkeit zu ganz anderer
Informationsübermittlung und zu Interaktionen. Dies führt aber gleichzeitig dazu, dass die Zeitung im Zugzwang
steht, da sonst ihr Kerngeschäft, die Neuigkeit und Information, schon durch
andere Nutzer des WWW vorweggenommen wird.Dies bringt viele
neue Herausforderungen für die Zeitungsverlage. So sind auch länger anhaltende
Strukturkrisen weltweit entstanden. Vor allem in den USA musste die
Printausgabe einiger populäre und renommierter Zeitungen zugunsten der Online-Ausgaben
eingestellt werden (vgl. Trost & Schwarzer, 2012, S. 29).
In
Deutschland ist die Tageszeitung zwar immer noch das reichweitenstärkste Medium
mit einer Reichweite von 71,4% (vgl. Hippler, 2009, S. 126), dennoch ist ein
negativer Trend zu verzeichnen. Es kommt zu rückläufigen Zahlen bei
Printauflagen und Zeitungsabonnenten, sinkende Werbeumsätze und
Reichweitenverluste (vgl. Köcher, 2009, S. 110ff.). Vor allem bei den jüngeren
Generationen (14-29Jährige) zeigt sich, dass die Printversion extreme
Reichweitenverluste erleidet, da die Informationsbeschaffung durch das Internet
subsumiert wird (vgl. Hippler, 2009, S. 128; vgl. Geißlitz, 2010, S. 7). Die
Zahlen zeigen, dass die Printausgabe gerade mal 8% der 14-29Jährigen täglich
lesen, das Internet aber von mehr als 61% täglich genutzt wird (vgl. Geißlitz,
2010, S. 3). Somit geben auch mehr als 20% der Onliner-Nutzer an, mittels
Internet die Ausgaben für eine Zeitschrift oder Tageszeitung einsparen zu
können (vgl. Franz, 2010, 406f.).
Hieraus wird deutlich, dass die Zeitung
unbedingt im Internet präsent sein sollte um weiterhin die Leser, jenseits der
Printausgabe zu erreichen. Damit geht allerdings das größte Problem der Verlage
einher: Die Refinanzierung der Inhalte im Internet (vgl. Meier, 2009, S. 176f.,
S. 183). Eine Finanzierung über Online-Werbung reicht meist nicht aus (vgl.
Geißlitz, 2010, S. 10).
Es bleibt
daher zu hoffen, dass die Zeitungen die Probleme und Hürden meistern und die
neuen Möglichkeiten die ihnen gegeben sind nutzen und dass sie, gemäß dem Rieplschen Gesetz, nicht
von den neuen Medien ersetzt werden, sondern sich gegenseitig ergänzen
(vgl. Stöber, 2013).
>>Im nächsten
Beitrag sehr ihr, welche Zeitungen ich gemäß der Unterteilung untersuchen
möchte. Da kommt übrigens Ihr ins Spiel: Eine der Zeitungen dürft ihr
mitbestimmen! Also lest demnächst wieder rein und macht mit!<<
Quellenverzeichnis:
- Dreiskämper, T. (2010): Die
Zeitung. Analyse der Struktur, Volumen und Funktionen. Die Medienakademie WAM
; abrufbar im Internet, URL: http://www.dreiskämper.de/tl_files/dreiskaemper/pdf/Unterricht/%28WAM%29%20Teil%201%20-%20Die%20Zeitung%20%28Einfuehrung%29.pdf
; abgerufen am 28.12.2013
- Droste, F. (1993): Komplementäre
oder substituive Beziehungen zwischen Rundfunk und Printmedien. Köln:
Institut für Rundfunkökonomie
- Franz, G. (2010): Digital Natives und Digital Immigrants: Social Media als Treffpunkt von zwei Generationen. In: Media Perspektiven, Nr. 9 / 2010, S. 399-409.
- Groth, O. (1960): Die
unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik). Band
1. Das Wesen des Werkes. Berlin: de Gruyter
- Geißlitz, A. (2010): Alles
online, oder was? Basisdaten zur Nutzung von klassischen Medien und des
Internet. Vortrag der Medientage München 2010. Abrufbar im Internet, URL: http://www.medientage.de/db_media/mediathek/vortrag/500762/Geisslitz_Andrea.pdf
; abgerufen am 28.12.2013
- Hippler, H.J. (2009): Sieben
von zehn – Leistungswerte der Zeitungen und jugendliche Mediennutzung. In: BDZV: Zeitungen 2009. Bonn: ZV Zeitungs-Verlag
Service: S. 125-140
- Köcher, R. (2009): Beschränkte
Suche statt breiter Lektüre – Wie das Internet die Gesellschaft verändert. In:
BDZV: Zeitungen 2009. Bonn: ZV
Zeitungs-Verlag Service: S. 109-122
- Kübler, H.D. (1994): Kommunikation
und Massenkommunikation. Ein Studienbuch. Münster, Hamburg: Lit
- Meier, C. (2009): Wer zahlt wofür – Geschäftsmodelle im
Internet. In: BDZV: Zeitungen 2009.
Bonn: ZV Zeitungs-Verlag Service: S. 147-186
- Scholz, I. (2001): Substitut
oder Komplement? Die Financial Times Deutschland als gedruckte Zeitung und im
Internet. Eine empirische Studie. Hochschule für Musik und Theater
Hannover: Diplomarbeit
- Schönbach, K. (1995): Zur
Zukunft der Tageszeitung. In: Schneider, B.; Reumann, K.; Schiwy, P.: Publizistik: Beiträge zur Medienentwicklung.
Konstanz: Universitätsverlag: S. 337-347
- Seeger, C.; Pittelkow, D. (2011): Fachwissen kompakt –
Presseverlage. Band 3: Social Media und mobiles Internet – Veränderungen im
Geschäftsmodell von Zeitungsverlagen. Konstanz: Christiani
- Stöber, R. (2003): Mediengeschichte. 1.2.
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag
- Trost, K. E.; Schwarzer, B. (2012): Social Web auf
Online-Portalen deutscher Zeitungen. Eine empirische Untersuchung des Nutzungsverhaltens.
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft
- Wirtz, B. (2001):
Electronic Business. Wiesbaden:
Gabler