Montag, 2. Dezember 2013

Definitionen rund ums Social Web


In meinem letzten Post, der zugegebener Weise schon eine Weile her ist, hab ich an Euch die Frage gerichtet, ob eine App zu Social Media zählt. Die Antworten haben mir sehr gut gefallen, mir aber auch gezeigt, dass nicht nur ich unsicher bin. Man könnte geradezu sagen es ist Interpretationssache!
Um dieses Problem zu umgehen und meiner Forschungsarbeit ein einheitliches Verständnis zugrunde zu legen, möchte ich erstmal ein paar wichtige Begriffe definieren, die mir während meiner Forschung wohl unweigerlich über den Weg laufen werden.
Nach der theoretischen Abarbeitung möchte ich auch noch eine eigene Einschätzung zu den Begriffen abgeben.

Web 2.0:
Web 2.0 wird auch als Social Web bezeichnet. Es bietet grundsätzlich allen Usern die Möglichkeit Inhalte selbst zu erstellen und diese anschließend über alle möglichen Kanäle anderen mitzuteilen, weshalb es auch Mitmach-Web genannt wird (vgl. Grabs & Bannour, 2011, S. 21). Es wird auch von einer Art Trend gesprochen, bei dem das Erscheinungsbild von Internetauftritten im Wesentlichen durch die Nutzer-Partizipation (mit-)bestimmt wird. Der Begriff Partizipation wird aber unterschiedlich verstanden: Bei manchen Webseiten heißt Partizipation nur kommentieren und bewerten von bestehenden Inhalten, bei anderen Webseiten heißt Partizipation dass Inhalte ausschließlich von Nutzern generiert werden ( vgl. Michelis & Schildhauer, 2012, S. 45) Web 2.0 erfüllt also mindestens eines der folgenden Merkmale, bestenfalls alle: Wandlung von Konsument zu Produzent  -  Inhalte erstellen und publizieren, andere Beiträge kommentieren , andere Beiträge bewerten. Der gegenseitige Austausch verleiht dem Web 2.0 seine soziale Komponente.
Angebote des Web 2.0 sind Social Networks und offene Unterhaltungs- und Informationsplattformen (vgl. Schindler & Liller, 2011, S. 5).

Social Networks:  
Social Networks oder Soziale Netzwerke sind „Portale oder Web 2.0-Dienste, die eine Gemeinschaft von Webusern beherbergen“ (Grabs & Bannour, 2011, S. 207). User die sich aus dem realen Leben (mehr oder weniger;) ) kennen, können dort miteinander in Kontakt treten und sich vernetzen. Eine frühe Form davon sind Foren, dort stand allerdings im Gegensatz zu den Social Networks nicht das persönliche Profil im Vordergrund, sondern Interesse an ein oder mehreren spezifischen Themen und der Austausch über eben diese Themen. Ebenso ist bei Foren der soziale Aspekt mittels virtueller Abbildung der real existierenden Netzwerke nicht vorhanden, sowie die Besonderheit der Alltagskomponente (vgl. Grabs & Bannour, 2011, S. 207).
Zentrales Kennzeichen von Social Networks sind die einzelnen User-Profile mit persönlichen Infos, wie Alter, Geschlecht, Hobby, Ausbildung, Fotos, eigenen Inhalten etc. Mit dem Profil kann man sich selbst darstellen und zeigen wer man ist und was man macht. Andere User können somit am virtuellen Leben teilhaben (vgl. Grabs & Bannour, 2011, S. 207). Für eine aktive Teilnahme an einem Social Network ist eine Registrierung notwendig. Danach erst erhält der Nutzer die Möglichkeit seine Profilseite zu erstellen und zu gestalten, sowie die Möglichkeit über das Nachrichtensystem mit andern Nutzern zu kommunizieren (vgl. Seeger & Pittelkow, 2011, S. 84).

Social Media:  
Social Media baut auf dem Web 2.0 auf, geht aber noch den folgenden Schritt weiter: Menschen, die in irgendeiner Art und Weise miteinander in Beziehung stehen (wie auf Facebook der Status „miteinander befreundet“), können hier informieren, teilen und kommunizieren. Durch diese Aktionen erhalten die Inhalte eine soziale Komponente und schaffen Interaktionen zwischen den Nutzern. Die bekanntesten „Werkzeuge“ für diese Interaktionen sind Facebook, Twitter und Youtube. (vgl. Grabs & Bannour, 2011, S. 21).
Eine andere Definition besagt, dass Social Media unterschiedliche soziale Plattformen und Netzwerke meint, „die zum gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen dienen“ (Schindler & Liller, 2011, S. 31). Der Austausch kann über Texte, Bilder oder Video bzw. Audio erfolgen. Die bekanntesten Beispiele sind Facebook, Twitter und Youtube. Anders als traditionelle Massenmedien beruht Social Media auf Interaktion und hebt die Sender/Empfänger-Unterteilung auf, da jeder Konsument und Produzent sein kann (vgl. Schindler & Liller, 2011, S. 31f).
--> Trotz mehrerer Bücher und Quellen fällt es mir schwer einen konkreten Unterschied zwischen Social Networks und Social Media zu treffen. Meine Recherchen haben ergeben, dass die Unterscheidung oft gar nicht thematisiert wird. Andere weniger vertrauenswürdige/seriöse Quellen wie beispielsweise hier auf  gutefrage.net haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, haben aber alle unterschiedliche Ansichten und finden keinen gemeinsamen Konsens.
Meiner Meinung nach setzen die Begriffe eventuell unterschiedliche Schwerpunkte, da bei beiden aber das Netzwerk beziehungsweise das Beziehungsgeflecht zwischen den Nutzern und die Kommunikation der User untereinander im Mittelpunkt steht, möchte ich für meine Forschungsarbeit die Begriffe als nahezu gleich begreifen und mögliche Unterschiede zurückstellen, da der zentrale Fokus meiner Forschungsarbeit sich nicht mit dieser Begriffsdefinition beschäftigt. 


Social Sharing:
Social Sharing meint die Bereitstellung, Austausch, Bewertung und das Ordnen von allerlei Inhalten die in Textform gestaltet sein können, aber auch Bilder, Videos und Musik, durch Nutzer des Worldwideweb. Die Daten können direkt auf einer entsprechenden Plattform hochgeladen oder aber per Verlinkung eingetragen werden (vgl. Seeger & Pittelkow, 2011, S. 85). Die User können dadurch Inhalte unterschiedlichster Art miteinander teilen. Ähnlich wie früher per Mail, passiert dies nun in verstärkter  und meist kostenloser Form in Sozialen Netzwerken, wie Facebook oder auf Content-Portalen wie Youtube und Flickr (vgl. Grabs & Bannour, 2011, S. 269f).

--> Viel wichtiger als die Unterscheidung Soziale Netzwerke – Social Media erscheint daher die Unterscheidung Content-Portal – Soziale Netzwerke:

Gehört Youtube wirklich zu den Social Networks?
Achtung: es gibt einen Unterschied zwischen Sozialen Netzwerken und Content Portalen: Soziale Netzwerke wie Facebook und Co dienen dazu, Menschen miteinander zu vernetzen, die in irgendeiner Art und Weise in Beziehung zueinander stehen. Contenportale wie Youtube und Co dienen eher der Bereitstellung von Multimedia-Inhalten durch User. Mitglieder haben zwar, wie in sozialen Netzwerken, die Möglichkeit miteinander zu kommunizieren und sich zu vernetzen, allerdings nehmen nur wenige User diese Möglichkeit wahr. Viele Plattformbesucher haben auch keinen registrierten Account, da Inhalte auch ohne eine Registrierung genutzt werden können. Kommentieren, selbst hochladen und Bewerten geht nur mit einem Account (vgl. Grabs & Bannour, 2011, S. 270).

--> Somit ist der größte Unterschied zwischen Sozialen Netzwerken und Content Portalen, dass bei Facebook und Co eine Registrierung vorab notwendig ist um Inhalte zu rezipieren. Im Ursprünglichen Sinn zählt Youtube also >nicht< zu sozialen Netzwerken, da Youtube aber inzwischen auch die Möglichkeiten der Bildung eines Netzwerks und der Kommunikation bietet, sollen die Content- Portale in dieser Forschungsarbeit, wie auch schon bei vielen anderen Arbeiten, zu den sozialen Netzwerken zählen. 


Was ist mit Twitter?
Twitter ist eher ein Microblog, der nur Meldungen einer Länge von maximal 140 Zeichen erlaubt und die bei Usern angezeigt werden, die dem Verfasser „folgen“.  Man könnte es mit einer Art Abo vergleichen. Um jemandem zu folgen ist keine Bestätigung der Anfrage notwendig. Wenn zwei User sich jedoch gegenseitig folgen, werden sie zu „Friends“.  Twitter kann genutzt werden um kurze geschlossene Meldungen zu posten, zum Bekanntmachen von Nachrichten oder für Empfehlung von Beiträgen und Fotos, die verlinkt werden können (vgl. Schindler & Liller, 2011, S. 34f.).
Im Vergleich zu Twitter wird Facebook direkt als soziales Netzwerk bezeichnet, bei dem Menschen sich „befreunden“. Einseitige Freundschaften wie bei Twitter gibt es nicht. Jeder Nutzer besitzt eine Profilseite, auf der er sich und was er tut vorstellen kann und auch Videos und Fotos hochladen kann. Auf der Pinnwand des Profils kann man selbst oder andere User Nachrichten hinterlassen die entweder öffentlich sichtbar oder für einen eingeschränkten Nutzerkreis sichtbar sind. Ebenso können persönliche Nachrichten verschickt werden. Es gibt die Möglichkeit Gruppenseiten zu eröffnen oder im Falle von Firmen Fanpages (vgl. Schindlern &  Liller, 2011, S. 34ff.). 

--> Diese kurze Unterscheidung zeigt, dass Twitter nicht unter das gleiche Schema fällt wie beispielsweise Facebook oder auch Studi-VZ oder ehemals Schüler-VZ. Dennoch kann man Twitter nicht aus der Liste der Social Networks ausschließen, da die grundsätzlichen Merkmale wie Netzwerk-aufbau und Austausch von Usern vorhanden ist. 

Allgemeine Bemerkung: Trotz ausschweifender Literaturrecherche konnte ich häufig uneinheitliche Definitionen vorfinden. Allein an der Einordnung von Twitter und Youtube merkt man, dass Social Media nicht immer gleich Social Media ist. Es täte gut, anhand der verschiedenen Schwerpunkte die die Plattformen setzen, sich einmal tiefergehend mit dem Thema zu beschäftigen und festzulegen, was nun was ist und welche Merkmale unbedingt vorhanden sein sollten.
Als Grundlage für meine Forschungsarbeit möchte ich die beiden Kanäle aber als Social Media einordnen, da ich die Netzwerkbildung, Produktion eigener Inhalte und deren Austausch für die wichtigsten Merkmal halte.

Zu guter letzt : App‘s
App ist die Kurzform für den englischen Begriff Application oder Application Software, zu Deutsch auch Applikation. Es beschreibt jede Art von Anwendungsprogrammen unabhängig vom Endgerät. Allgemein fälschlicherweise, werden Apps meist nur in den Zusammenhang mit mobilen Endgeräten gebracht, wobei Apps für allerlei geartete IT-gestützte Systeme existieren. Oft werden herkömmliche Programme für Desktop-Pc’s extra für die Nutzung auf dem mobilen Endgeräte umcodiert und „schlanker“ gemacht. Es gibt aber auch viele Programme deren Nutzung ausschließlich auf einem mobilen Endgerät Sinn macht, wie beispielsweise Navigationssoftware.
Im heutigen allgemeinen Verständnis sind Apps also kleine zusätzliche Programme welche über den Nutzen des Mobilen Endgerätes hinaus einen Mehrwert liefern (vgl. Koppay, 2012, S. 5ff.).
Bis auf diese Beschreibung konnten nur Belege gefunden werden, dass es zu dem Begriff„App“ heutzutage noch keine einheitliche Definition gibt (siehe hierzu Theisinger, 2012, S. 16f.).

--> Auf Grundlage dieser Feststellung und auch um meine eigene Frage, in Anlehnung an eure Antworten, zu beantworten ist es wichtig zu aller erst festzuhalten: Ob eine App zu Social Media dazugehört oder nicht, ist abhängig von der Art der Ausgestaltung der App und muss Fallbezogen entschieden werden. Im Fall des freien Wortes gehört die App zu Web 2.0 beziehungsweise zum Social Web und regt zum Mitmachen und Kommentieren ein, zu einem Social Network oder zu Social Media kann man sie allerdings nicht zählen, weshalb sie nicht Untersuchungsgegenstand meiner Forschung sein wird. Dennoch ist das Feld Zeitungen und Apps ein interessanter Bereich, der noch relativ unerforscht ist und meiner Einschätzung nach noch ein große Entwicklung und gemäß dem auch noch ein großes Forschungsfeld bietet. 


Quellenverzeichnis:
  • Grabs, A.; Bannour, K.-P. (2011): Follow me! Erfolgreiches Social Media Marketing mit Facebook, Twitter und Co. Bonn: Galileo Press
  • Koopay, Harald (2012):Entwicklung und Vermarktung von Handy-Apps: Einstieg in die Welt der mobilen Applikationen: Grin
  • Michelis, D.; Schildhauer, T. (2012): Social Media Handbuch: Theorien, Methoden, Modelle und Praxis. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.
  • Schindler, M.-C.; Liller, T. (2011): PR im Social Web. Das Handbuch für Kommunikationsprofis. Köln: O’Reilly Verlag
  • Seeger, C.; Pittelkow, D. (2011): Fachwissen kompakt – Presseverlage. Band 3: Social Media und mobiles Internet – Veränderungen im Geschäftsmodell von Zeitungsverlagen. Konstanz: Christiani
  • Theisinger, U.(2012): Scrum als Framework für die Entwicklung von Apps: Grim

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